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Prinz entscheide.--Ich geh und hole ihn.
Vierter Auftritt
Odoardo Galotti. Wie?--Nimmermehr!--Mir vorschreiben, wo sie hin soll?--Mir sie vorenthalten?--
Wer will das? Wer darf das?--Der hier alles darf, was er will? Gut, gut, so soll er sehen, wieviel
auch ich darf, ob ich es schon nicht dürfte! Kurzsichtiger Wüterich! Mit dir will ich es wohl aufnehmen.
Wer kein Gesetz achtet, ist ebenso mächtig, als wer kein Gesetz hat. Das weißt du nicht? Komm an!
komm an!--Aber, sieh da! Schon wieder, schon wieder rennet der Zorn mit dem Verstande davon.--
Was will ich? Erst müßt' es doch geschehen sein, worüber ich tobe. Was plaudert nicht eine
Hofschranze! Und hätte ich ihn doch nur plaudern lassen! Hätte ich seinen Vorwand, warum sie
wieder nach Guastalla soll, doch nur angehört!--So könnte ich mich itzt auf eine Antwort gefaßt
machen.--Zwar auf welchen kann mir eine fehlen?--Sollte sie mir aber fehlen, sollte sie--Man
kömmt. Ruhig, alter Knabe, ruhig!
Fünfter Auftritt
Der Prinz. Marinelli. Odoardo Galotti.
Der Prinz. Ah, mein lieber, rechtschaffner Galotti--so etwas muß auch geschehen, wenn ich Sie
bei mir sehen soll. Um ein Geringeres tun Sie es nicht. Doch keine Vorwürfe!
Odoardo. Gnädiger Herr, ich halte es in allen Fällen für unanständig, sich zu seinem Fürsten zu
drängen. Wen er kennt, den wird er fodern lassen, wenn er seiner bedarf. Selbst itzt bitte ich um
Verzeihung--Der Prinz. Wie manchem andern wollte ich diese stolze Bescheidenheit wünschen!--
Doch zur Sache. Sie werden begierig sein, Ihre Tochter zu sehen. Sie ist in neuer Unruhe wegen
der plötzlichen Entfernung einer so zärtlichen Mutter.--Wozu auch diese Entfernung? Ich wartete nur,
daß die liebenswürdige Emilie sich völlig erholet hätte, um beide im Triumphe nach der Stadt zu
bringen. Sie haben mir diesen Triumph um die Hälfte verkümmert, aber ganz werde ich mir ihn nicht
nehmen lassen.
Odoardo. Zu viel Gnade!--Erlauben Sie, Prinz, daß ich meinem unglücklichen Kinde alle die
mannigfaltigen Kränkungen erspare, die Freund und Feind, Mitleid und Schadenfreude in Guastalla
für sie bereit halten.
Der Prinz. Um die süßen Kränkungen des Freundes und des Mitleids, würde es Grausamkeit sein, sie
zu bringen. Daß aber die Kränkungen des Feindes und der Schadenfreude sie nicht erreichen sollen,
dafür, lieber Galotti, lassen Sie mich sorgen.
Odoardo. Prinz, die väterliche Liebe teilet ihre Sorgen nicht gern. --Ich denke, ich weiß es, was
meiner Tochter in ihren itzigen Umständen einzig ziemet--Entfernung aus der Welt--ein Kloster--
sobald als möglich.
Der Prinz. Ein Kloster?
Odoardo. Bis dahin weine sie unter den Augen ihres Vaters.
Der Prinz. So viel Schönheit soll in einem Kloster verblühen?--Darf eine einzige fehlgeschlagene
Hoffnung uns gegen die Welt so unversöhnlich machen?--Doch allerdings: dem Vater hat niemand
einzureden. Bringen Sie Ihre Tochter, Galotti, wohin Sie wollen.
34
Odoardo (gegen Marinelli). Nun, mein Herr?
Marinelli. Wenn Sie mich sogar auffodern!
Odoardo. O mitnichten, mitnichten.
Der Prinz. Was haben Sie beide?
Odoardo. Nichts, gnädiger Herr, nichts.--Wir erwägen bloß, welcher von uns sich in Ihnen geirret hat.
Der Prinz. Wieso?--Reden Sie, Marinelli.
Marinelli. Es geht mir nahe, der Gnade meines Fürsten in den Weg zu treten. Doch wenn die
Freundschaft gebietet, vor allem in ihm den Richter aufzufodern--Der Prinz. Welche Freundschaft?-
-Marinelli. Sie wissen, gnädiger Herr, wie sehr ich den Grafen Appiani liebte, wie sehr unser beider
Seelen ineinander verwebt schienen--Odoardo. Das wissen Sie, Prinz? So wissen Sie es wahrlich
allein.
Marinelli. Von ihm selbst zu seinem Rächer bestellet--Odoardo. Sie?
Marinelli. Fragen Sie nur Ihre Gemahlin. Marinelli, der Name Marinelli war das letzte Wort des
sterbenden Grafen, und in einem Tone! in einem Tone!--Daß er mir nie aus dem Gehöre komme,
dieser schreckliche Ton, wenn ich nicht alles anwende, daß seine Mörder entdeckt und bestraft
werden!
Der Prinz. Rechnen Sie auf meine kräftigste Mitwirkung.
Odoardo. Und meine heißesten Wünsche!--Gut, gut!--Aber was weiter?
Der Prinz. Das frag ich, Marinelli. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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