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Lellin stand auf, um ihr zu helfen; Vanye eilte herbei, andere
rafften sich trotz ihrer Müdigkeit auf. Unten auf der Ebene, in
der grauen Ferne der Lichtung, massierten sich Streitkräfte,
kamen Reiter zusammen, trieben die Horde der Fußkämpfer in
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eine Formation und drängten sie mehr, als daß sie sie führten.
»Na«, sagte Roh, »die haben ihre Lektion gelernt. Genau das
hätten sie längst tun sollen, das Gewicht ihrer Zahl gegen uns
einzusetzen. Für Hetharu kommt das zu spät. Aber da unten ist
jetzt ein anderer Führer am Werk, und dem ist es gleich, wie
viele Menschen sterben müssen.«
»Wir müssen das Tor schließen«, sagte Morgaine.
Die Angeln waren zerbrochen; die Torflügel, die am Rand
armdick waren, scharrten über die Steine und bogen sich, wenn
man sich dagegenstemmte, so sehr durch, daß sie beinahe
zerbarsten. Die Gruppe bewegte auch den anderen Torflügel,
und auch dort fanden sie zuviel Spiel, denn eine Angel war
geplatzt, doch auch diese Barriere schloß sich. Ein breiter Spalt
klaffte in der Mitte.
»Das große Holz dort«, sagte Roh und deutete auf einen
noch mit Rinde bedeckten Stamm, der im Innenraum mit
anderen herabgefallenen Stützbalken ein schweres Hindernis
bildete. »Zweifellos die Ramme. Damit können wir die Mitte
abstützen.«
Ein anderes Hilfsmittel fanden sie nicht. Mühsam hievten sie
die Last empor, keilten den Stamm fest; trotzdem konnte das
altersschwache Tor einem energischen Angriff nicht lange
standhalten, sollten die Shiua eine andere Ramme dagegen ins
Feld führen. Die Tore waren nur noch ein Gewirr aus fauligen
Holzsplittern, und obwohl sie aus den Überresten der
rückwärtigen Türen weitere Stützen gewannen, konnten sie
nicht verhindern, daß die Barriere sich an ihren schwächsten
Stellen schon dem Druck eines einzelnen Mannes gebeugt
hätte.
»Halten kann das nicht«, sagte Vanye verzweifelt und stützte
sich mit Kopf und Armen dagegen. Er schaute zu Morgaine
hinüber und las dieselbe Erkenntnis auf ihrem Gesicht, so er-
schöpft sie auch war. Streifen lagen auf ihrem Gesicht von dem
Halbschimmer, der durch die Barrikade drang.
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»Da die Gegner, die weiter oben am Hügel warten, uns noch
nicht angegriffen haben«, sagte sie mit schwacher Stimme,
»kann das nur einen Grund haben: sie sehen die anderen
anrücken. Sie warten darauf. Sie wollen uns von beiden Seiten
gleichzeitig in die Zange nehmen und uns hier festnageln. Und
wenn wir nicht verhindern, daß sie das eigentliche Nehmin
angreifen, werden die Tore jener Festung irgendwann fallen.
Vanye, uns bleibt keine andere Wahl. Wir können diese
Zwischenstation nicht halten.«
»Aber die Verfolger von unten werden uns auf den Fersen
sein, ehe wir die Angreifer über uns in einen Kampf
verwickeln können.«
»Sollen wir aber hier sitzenbleiben und sterben, ohne jeden
Sinn? Ich reite weiter.«
»Habe ich gesagt, daß ich das nicht tun würde? Ich komme
mit.«
»Dann in den Sattel! Es wird dunkel. Das bißchen Zeit, das
wir noch haben, dürfen wir nicht vergeuden.«
»Du kannst aber das Schwert nicht mehr führen. Es wird
dich umbringen. Gib es mir!«
»Ich trage es, solange ich kann.« Ihre Stimme klang heiser.
»In unmittelbarer Nähe Nehmins traue ich dem Ding nicht. Es
könnten Gefahren auftreten, die du nicht spürst, etwas, das
darin zu erkennen ist, wie es klingt und sich anfühlt  eine
Grenze der Zugänglichkeit. Ein Fehler könnte uns alle das
Leben kosten. Wenn dir die Waffe zufällt, meide die Juwelen 
meide sie auf jeden Fall! Und sollte jemand die Kräfte
aufscheuchen, die durch die Festung kanalisiert werden  dann
hoffe ich, daß du es rechtzeitig spürst. Ungebändigt würde es
diesen Felsberg auseinanderreißen.« Sie stieß sich vom Tor ab
und ging an Siptahs Seite. Ihre Hände griffen nach den Zügeln.
»Bleib bei mir!«
Trotz ihrer Erschöpfung begaben sich andere zu ihren
Pferden, entschlossen, nicht zurückzubleiben. Morgaine blickte
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sie an und sagte nichts. Nur Roh bedachte sie mit einem
konzentrierten Blick. Ihre Gedanken beschäftigten sich in
diesem Augenblick bestimmt mit Nehmin  und mit Roh, der
ihr Begleiter war.
Roh wandte den Blick ab und schaute statt dessen auf die
schwache Barriere, die sie errichtet hatten. Das Lärmen der
Horde war lauter geworden, so wie es sich anhörte, stand der
Feind beinahe schon am Fuß der Straße. »Ich könnte eine
Zeitlang verhindern, daß eine Ramme gegen dieses Tor gesetzt
wird. Damit säßen sie euch wenigstens nicht im Nacken, und
ihr hättet eine Chance.«
Vanye, der sich etwas anderes vorgestellt hatte, blickte
Morgaine an, sie aber nickte langsam. »Gut«, sagte sie, »das
könntest du tun.«
»Cousin«, sagte Vanye. »Laß es sein! Du kannst uns nicht
viel Zeit verschaffen mit deinem Leben.«
Roh schüttelte den Kopf. Verzweiflung schimmerte in
seinem Blick. »Du meinst es gut; aber ich werde dort nicht
hinaufreiten, solange ich hier zu etwas nütze sein kann. Wenn
ich dort oben wäre, nahe dem Ding  ich glaube, ich würde
wortbrüchig. Hier aber kann ich etwas tun  außerdem
unterschätzt du meine Treffsicherheit, Nhi Vanye i Chya.«
Da begriff Vanye, was in dem anderen vorging, und
umarmte ihn, während tiefer Schmerz sein Herz heimsuchte,
dann machte er kehrt und stieg mit einem Ruck in den Sattel.
Sezar stieß eine Warnung aus, denn nun war das Vorrücken
von Reitern und Fußsoldaten nicht nur aus dem Tal zu hören,
sondern auch von oberhalb, vom Berg herab.
Nur Perrin und Vis stiegen ebenfalls nicht auf; sie hatten sich
auf ihre Bogen gestützt. »Hier gibt es für mehr als einen
Bogenschützen zu tun«, sagte Perrin. »Zu dritt könnten wir sie
vielleicht überzeugen, von ihrem Vorhaben abzulassen; sollten
außerdem Gegner an euch vorbeikommen, können wir
verhindern, daß sie Roh in den Rücken fallen.«
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»Deinen Segen, Lord«, bat Vis, und Merir beugte sich aus
dem Sattel und ergriff die lederbewehrte Hand der khemein.
»Ja«, sagte er, »für euch alle drei.«
Dann wandte er sich ab, denn Morgaine zog Sipthas Kopf
herum und ritt in die zunehmende Dunkelheit. Vanye folgte ihr
dichtauf, inzwischen zu sehr mit dem eigenen Schicksal
beschäftigt, um noch um andere zu trauern. Selbst für sie war
es eine Sache der Zeit: Lellin und Sezar trugen keine Waffen,
außerdem wurden sie von der kleinen arrha begleitet, die,
blutüberströmt, sich kaum im Sattel halten konnte; sie wich
aber nicht von Merirs Seite; und schließlich Sharrn und Kessun
mit ihren Bögen  die einzigen beiden, die außer ihnen noch
bewaffnet waren.
»Wie weit?« wandte sich Morgaine an die arrha. »Wie viele
Windungen vor dem Horn? Wie viele von dort bis zur
eigentlichen Festung Nehmin?«
»Drei vor dem Dunklen Horn; danach noch mehr  vier oder
fünf; ich erinnere mich nicht genau daran, Lady.« Die Stimme
der arrha war in dem ringsum aufbrandenden Lärm kaum zu
verstehen, ein schmerzhafter Bruch des gewohnten
Schweigens. »Ich bin erst einmal dort gewesen.«
In der Dunkelheit, die beinahe vollständig war, ragten zu [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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